O du fröhliche, o du unglückselige…

1. VC Minden vs. TV Hörde II

3:2

(15:25, 19:25, 25:19, 25:22, 15:8)

Es folgt nun eine Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit basiert. Also macht es euch gemütlich, trinkt einen Kakao, setzt euch mit euren Lieben unter den Weihnachtsbaum und erzählt ihnen die Geschichte vom Spiel der Hörder F2 gegen den 1. VC Minden, die sich am vierten Advent zutrug.

Es begab sich zu einer Zeit, in der König Staffelleiter des Landes WVV befahl, die Punkte auf der Tabelle für den Jahresabschluss zählen zu lassen. Mit 16 Punkten im Gepäck trat die zweite Damenmannschaft des TV Hörde also die lange und beschwerliche Reise nach Minden an, um dort die potentiell letzten drei Punkte des Jahres einzusammeln. Statt eines Esels nahm man doch lieber mit den bewährten Pferdestärken vorlieb und nach anderthalb Stunden erreichten wir unsere Herberge für den Sonntagnachmittag. Anstatt Weihrauch, Gold und Myrrhe brachten die Hörderinnen Isodrinks, Trikots und gute Laune mit, aber der Zugang zur Mindener Halle wurde uns trotzdem gestattet. Dort trafen wir auf unsere Gegnerinnen, die fest entschlossen waren, sich selbst mit drei Punkten zu beschenken, es sollte also nicht allzu besinnlich werden.

In der Halle angekommen, musste zunächst der Ball, den Maga beim Weihnachtsturnier unter Einsatz ihres Lebens vor dreißig wildgewordenen Kindern retten konnte, von allen Spielerinnen samt Trainer unterschrieben werden. Dann brauchte man natürlich noch Content für den Instagram-Account, was Christopher allerdings mit einem kritischen Blick auf die Uhr quittierte. Irgendwann fragte er interessehalber nach, ob wir denn überhaupt vorhätten, uns demnächst aufzuwärmen, ansonsten würde er bei den Gegnern nachfragen, ob man das Spiel nicht doch nochmal verlegen könnte. Großzügig wie wir sind, erklärten wir uns schließlich dazu bereit, seinen Wunsch zu erfüllen und begannen mit dem Warmmachen.
Ceyda erspähte irgendwann den Schiedsrichter, der bereits unser letztes Spiel gepfiffen hatte und teilte ihrer Mannschaft gleich lautstark mit, sich diesmal mustergültig zu benehmen, denn sie wollte nicht wie am vergangenen Spieltag unangenehm auffallen, als sie den Handschlag mit dem Unparteiischen vergessen hatte. Nun ja, vielleicht sollte unsere Kapitänin sich für 2026 nochmal um diesen Vorsatz kümmern, denn als der Schiedsrichter zur Auslosung pfiff, glänzte sie erstmal durch Abwesenheit, weil sie die örtliche Toilette aufsuchte. Ratlos standen der Schiedsrichter, die Mindener Kapitänin und die Hörderinnen auf dem Feld und warteten. Eifrige Mitspielerinnen versuchten noch, Ceyda irgendwo in den Mindener Katakomben ausfindig zu machen, aber es dauerte einige Minuten, bis sie ihrer Pflicht, die Auslosung zu verlieren, endlich nachkommen konnte.

Beim Einschlagen beobachtete Ivy erstaunt die vielen Zuschauer auf der Tribüne. Damit hatte sie nicht gerechnet: gleich sechs treue Auswärtsfans konnte man auf den Rängen erblicken. „So viele kamen manchmal nicht mal zu unseren Heimspielen in Holzwickede“, stellte unser Neuzugang baff fest. Und auch einige Mindener hatten die Trommel eingepackt und waren in der Halle erschienen.

Im ersten Satz legten wir los wie der Polarexpress. Kaum zu bremsen, zeigten wir eine durchgängig souveräne Leistung. Sogar im üblichen Sorgenbereich Aufschlag waren wir stark, doch auch Angriff, Annahme und Abwehr konnten sich sehen lassen.
Im zweiten Satz knüpften wir an diese Leistung an. Mit einer starken Annahme, flexiblem Zuspiel und guten Angriffen lief es rund. Unserer Abwehr wurden Adjektive wie „krass“, „geil“ und „geisteskrank“ zugedichtet. Am Rand munkelte man nach einem Spielzug mit drei bockstarken Abwehraktionen von Lara, ob sich in der Notfall-Ibu, die sie vor dem Spiel genommen hatte, nicht doch noch eine Geheimzutat befunden hatte. Vielleicht irgendeine Art von weihnachtlicher Magie, von der auch die anderen Spielerinnen einiges abbekommen hatten. So manch verloren geglaubter Ball wurde irgendwie vom Boden gekratzt oder starke Linie-Angriffe der Gegnerinnen lässig abgewehrt. So musste sogar Christopher zugeben bis dato „wenig zu Meckern“ zu haben.

Man sollte meinen, dass es doch so weitergehen könnte, immerhin wurde das Hinspiel 3:0 gewonnen, doch wieder einmal belehrten wir unsere Fans eines Besseren. Frei nach Rolf Zuckowskis „Weihnachtsbäckerei“ machten die zwölf Hörder Knilche im dritten Satz nämlich eine riesengroße Kleckerei. Nach zwei herausragenden Sätzen wurde der Ofen erstmal ausgestellt und das Hörder Feuer schien kurzzeitig erloschen. Ein Ball nach dem anderen fand seinen Platz auf unserer Spielfeldhälfte, zwischenzeitlich lagen wir mit 14:21 hinten. Obwohl man sich zurückkämpfte, ging der Satz an die Gastgeberinnen.
Die Gegnerinnen waren nun komplett im Spiel und der vierte Satz wurde zu einem knappen Kopf-an-Kopf-Rennen. Vielleicht hatten die Hörderinnen zu viele Geschenke eingepackt, jedenfalls schafften sie es mal wieder nicht, den Sack zuzumachen. Es ging also in den fünften Satz, oder um es wie Lara positiv auszudrücken: „Die lange Anfahrt soll sich ja auch lohnen.“
Mit der letzten verlorenen Auslosung in diesem Kalenderjahr starteten wir zunächst gut in den Satz, bis sich die Mindenerinnen schließlich nach dem Seitenwechsel absetzen konnten. Mit 15:8 verloren wir den letzten Satz und mussten uns mit dem Trostpreis von einem Punkt zufriedengeben, was sich in der allgemeinen Enttäuschung aber eher wie ein Preis beim alljährlichen, mannschaftsinternen Schrottwichteln anfühlte.

Tja, und so unterscheidet sich diese Weihnachtsgeschichte von den anderen. Kein richtiges Happy End. Zumindest muss man nicht lange überlegen, was man sich für‘s neue Jahr vornehmen könnte: solche Spiele zu gewinnen.
Ein paar Punkte fürs Hörder Konto könnte man vielleicht auch noch auf den Wunschzettel setzen, falls der Weihnachtsmann diesen so kurzfristig noch annimmt. Doch jetzt sind erstmal ein paar Tage Ruhe angesagt, bevor es im Januar wieder in die Halle geht.

 

Die Stimmen zum Spiel:

Leonie U.: Von dahinten seh‘ ich nix.

Sophia: Dann lasst uns mal in unseren Aufenthaltsbereich gehen.

Lara: Ist das die letzte Migräne-Notfall-Ibu im Portemonnaie?

Ivy: Ich könnte jetzt so ein Schläfchen hinlegen.

Leonie D.: Meint ihr, ich könnte in den Basketballkorb dunken?

Tea: Soll ich mal „Pa-der-born“ anstimmen?

Christopher: Ich glaube, ihr habt Glück und die Kamera hat nur unsere guten Sätze aufgezeichnet.

Schiri zu Ceyda: Schön, dass du auch da bist.

Mindener Fan: Das war nix.

 

Den Nightmare before Christmas erlebten: Ceyda Altintas, Sophia Bader, Alina Danne, Leonie Danne, Minna Dunkhorst, Marlene Lösing, Greta Rustige, Ivy Schulte, Magdalena Stojanovic, Teodora Stojanovic, Leonie Ufert, Lara Werth